Die 2008 gegründete Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) ist inzwischen auf 11.000 Unterstützer, rund 5.000 Mitglieder und über 1.100 bilanzierte Unternehmen und anderen Organisationen angewachsen. Auch die Akademie für Textilveredlung ist Mitglied der GWÖ. Die zentralen Fragen, die sich GWÖ-Unternehmen stellen, lauten: Dient das wirtschaftliche Handeln den Menschen? Und dient es der Umwelt? Nun hat der Gemeinwohl-Ökonomie Deutschland e. V. ein internationales Siegel lanciert, das erstmals Nachhaltigkeit – inklusive sozialen und ethischen Faktoren – in ihrer Gesamtheit vergleichbar macht.
Das neue ECOnGOOD-Label soll dabei helfen, beim Einkauf eine informierte Wahl treffen zu können. Wer möchte, dass sein Geld nicht nur Produktion und Gewinn eines Unternehmens deckt, sondern auch dazu beiträgt, dass ökologische, soziale und ethische Maßstäbe eingehalten werden, kann in Zukunft zu Produkten greifen, die das ECOnGOOD-Label tragen. Durch das Scannen eines QR-Codes auf dem Label gelangt man direkt zur Gemeinwohl-Bilanz des Unternehmens, das das jeweilige Produkt herausgebracht hat.
Basis Gemeinwohl-Bilanz
Voraussetzung für die Erteilung des Labels ist die Durchführung einer unabhängig auditierten Gemeinwohl-Bilanz. Die freiwillig durchgeführte Corporate-Social Responsibility-(CSR)-Prüfung gibt neben der finanziellen Bilanz Auskunft darüber, welchen Impact Unternehmen und Organisationen für das Gemeinwohl leisten. Neben den gängigen CSR-Berichtsstandards fließen zusätzliche Werte in die Gemeinwohl-Bilanz ein. So hinterfragt die Gemeinwohl-Bilanz Aspekte wie die Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitentscheidung.
„Die Gemeinwohl-Bilanz im Zusammenspiel mit dem ECOnGOO-Label ist eine Steilvorlage an den Gesetzgeber, endlich politische Rahmenbedingungen für einen allgemein gültigen Nachhaltigkeitsstandard zu schaffen“, erklärt Antje von Dewitz, Geschäftsführerin von Vaude und Sprecherin der Gemeinwohl-Ökonomie. „Hunderte Gemeinwohl-Bilanzen beweisen, dass es ein Bedürfnis in der breiten Unternehmerschaft nach einem solchen Standard gibt, insbesondere bei Familienunternehmen, bei den regional verankerten und bei den ethisch motivierten Unternehmen.“
Verantwortung übernehmen
Bislang haben sich über 1.100 Unternehmen und Organisationen nach den Kriterien der Gemeinwohl-Ökonomie prüfen lassen. Dazu zählen unter anderem die Sparda-Bank München, der grüne Mobilfunk-Anbieter WeTell, die Firma Sonnentor (Tees und Gewürze) oder der Biogetränke-Produzent Voelkel. Aber auch Gemeinden und Städte sowie Schulen und Hochschulen haben bereits GWÖ-Bilanzen erstellt. Im Dezember 2023 hat mit dem FC St. Pauli sogar der erste professionelle Fußballklub der Welt eine Gemeinwohl-Bilanz veröffentlicht.
Die GWÖ-Unternehmen eint das Bedürfnis, den Sinn ihres Wirtschaften nicht in der reinen Gewinnmaximierung zu sehen, sondern als Möglichkeit, die Grundbedürfnisse aller Menschen innerhalb der planetaren Grenzen zu erfüllen und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten – mit anderen Worten: Verantwortung zu übernehmen. Das ECOnGOOD-Label macht dieses Engagement nun erstmals sichtbar.
Die Zeit ist reif
Laut einer Umfrage wünscht sich die Mehrheit der Deutschen schon seit vielen Jahren eine neue Wirtschaftsordnung, da die aktuelle weder für einen „sozialen Ausgleich in der Gesellschaft“ noch für den „Schutz der Umwelt“ oder einen „sorgfältigen Umgang mit den Ressourcen“ steht (Quelle: Die Zeit). Und genau hier setzt die Gemeinwohl-Ökonomie an und bietet Unternehmern – und nun mit dem neuen Label auch Verbrauchern – die Möglichkeit, diesem Wunsch Rechnung zu tragen.
Erster GWÖ Summit in Köln
Am 11. und 12. Juni 2024 veranstaltet der Gemeinwohl-Ökonomie Rheinland e.V. den ersten GWÖ Summit in Köln. In Fachvorträgen und Workshops erhalten Unternehmerinnen und Unternehmer unter dem Motto „Unternehmen gestalten Zukunft – Gemeinwohl-Orientierung als Kompass“ Impulse für gemeinwohl-orientiertes und sozial-ökologisches Wirtschaften. Zu den bereits bestätigten Referentinnen und Referenten zählen Nico Tucher (WEtell), Stefan Maier (Prior1), Michael Stober (Landgut Stober), Martina Dietrich (Sinnovation), Jörn Wiedemann (GWÖ Auditor), Thomas Bernhardt (DHPG Wirtschaftsprüfung) und Max Thien (KölnBusiness). Informationen und Anmeldung unter https://aka-tex.de/veranstaltungen/195.