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Workwear des Herstellers Kübler für kommunale Dienste.
BNW fordert Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien im Vergaberecht

In einer Stellungnahme zum Entwurf des Gesetzes zur Transformation des Vergaberechts (Vergaberechtstransformationsgesetz – VergRTransfG) fordert der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW) die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien.

Der BNW setzt sich als unabhängiger Unternehmensverband seit 1992 für Umwelt- und Klimaschutz ein. Der BNW steht heute für mehr als 200.000 Arbeitsplätze, seine mehr als 700 Mitgliedsunternehmen sind Vorreiter für nachhaltiges Wirtschaften. Über seinen europäischen Dachverband Ecopreneur.eu bezieht der Verband auch in Brüssel Stellung.

Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag, im Bundesklimaschutzgesetz und in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie zu nachhaltiger öffentlicher Beschaffung bekannt. Beschaffungs- und Vergabestellen von Bund, Land und Kommunen bleiben jedoch nach Einschätzung des BNW bei der Umsetzung der geltenden Regelungen und Vorschriften zu nachhaltiger Beschaffung stark hinter den Erwartungen zurück. „Mit einem Einkaufs- und Vergabevolumen von etwa 500 Mrd. Euro pro Jahr haben die Beschaffungsstellen von Bund, Ländern und Kommunen eine zentrale Marktmacht und einen erheblichen Einfluss auf die sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft. Eine nachhaltige öffentliche Beschaffung kann alternative Geschäfts- und Finanzierungsmöglichkeiten für Nachhaltigkeitspioniere, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie grüne Start-ups eröffnen und damit einen entscheidenden Beitrag zur Dekarbonisierung der Wirtschaft leisten“, schreibt der BNW dazu in seinem Positionspapier „Transformationshebel nutzen – Nachhaltigkeit in der öffentlichen Beschaffung etablieren“ und veröffentlicht konkrete Vorschläge zur Transformation der öffentlichen Beschaffung.

Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien

Der BNW begrüßt, dass der vorliegende Referentenentwurf die Berücksichtigung von sozialen und umweltbezogenen Kriterien als Soll-Vorgabe integriert. Dennoch ist die Formulierung in §120a Abs. 1 GWB nicht umfassend genug, sondern erlaubt weiterhin Flexibilität bei der Umsetzung. Die Vorgabe, dass mindestens ein soziales oder umweltbezogenes Kriterium berücksichtigt werden soll, bleibt vage. Der Interpretationsspielraum schwächt die notwendige Durchsetzung. Der BNW fordert, dass soziale und umweltbezogene Kriterien nicht gegeneinander ausgespielt werden. Die Formulierung „…mindestens ein soziales oder ein umweltbezogenes Kriterium…“ muss durch „…mindestens ein soziales und umweltbezogenes Kriterium…“ ersetzt werden.


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Positiv bewertet der BNW, dass bei den umweltbezogenen Vergabekriterien unter §120a Abs. 2 auch Aspekte der Kreislaufwirtschaft berücksichtigt wurden. Dadurch können zirkuläre Geschäftsmodelle (z.B. reparaturfreundlich, wiederverwendbar) und der Einsatz von zirkulären Materialien (Einsatz von Reststoffen, Rezyklaten, nachwachsende Rohstoffe) gestärkt werden. Eine konsequente Anwendung der Kriterien sollte nachhaltige und kreislauffähige Produkte und Dienstleistungen in der Beschaffung zum Standard machen.

Folgende Formulierung aus §120a Abs. 3 sieht der BNW kritisch: „Die Verpflichtung des Auftragnehmers zur Einhaltung tariflicher oder nicht-tariflicher Arbeitsbedingungen bei der Ausführung des Auftrags genügt den Anforderungen an das soziale Kriterium im Sinne der Absätze 1 und 4 nicht, soweit die Auferlegung dieser Verpflichtung in Erfüllung einer gesetzlichen Vorgabe oder einer Vorgabe auf Grund eines Gesetzes erfolgt.“ Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass diese Formulierung nachhaltig wirtschaftende KMU, die nicht tarif-gebunden sind, in Vergabeprozessen ausgrenzt. Die Verpflichtung zur Einhaltung tariflicher Arbeitsbedingungen muss ausreichen.

Förderung von Kreislaufwirtschaft durch die öffentliche Beschaffung

Der Entwurf benennt in §120a GWB Abs.2 umweltbezogene Kriterien, die „darauf abzielen, dass zu beschaffende Waren, Bau- und Dienstleistungen, soweit möglich über ihren gesamten Lebenszyklus, klimaschonend, biodiversitätsfördernd, rohstoffschonend, energiesparend, wassersparend, schadstoffarm, abfallarm, langlebig, reparaturfreundlich, wiederverwendbar, recyclingfähig, unter Einsatz von Abfällen oder Rezyklaten oder aus nachwachsenden Rohstoffen oder möglichst gut geeignet zur umweltverträglichen Abfallbewirtschaftung hergestellt, erbracht oder ausgeführt werden.“
Zur Stärkung von nachhaltigen und kreislauffähigen Materialien, Produkten und Geschäftsmodellen durch die öffentliche Beschaffung sind spezifische Aussagen zu Widerverwendbarkeit, Reparierbarkeit, Haltbarkeit, Rezyklateinsatz oder Recyclingfähigkeit notwendig. Staatliche Recyclinglabel oder Kreislaufwirtschaftslabel dienen als Nachweis für Kreislaufmaterialien. Für Elektrogeräte bietet der Reparierbarkeitsindex bzw. Nachhaltigkeitsindex nach französischem Vorbild eine gute Möglichkeit, um besonders reparierbare und modulare Produkte gegenüber Beschaffenden auszuweisen. Eine einheitliche und einfache Kennzeichnung von besonders kreislauffähigen Materialien, Produkten und Geschäftsmodellen erleichtert Vergabeprozesse. Die notwendigen Informationen lassen sich z.B. in den digitalen Produktpass integrieren.
Der Referentenentwurf lässt offen, wie Ideen und Vorhaben zur Stärkung der Beschaffung von zirkulären Produkten aus der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) aufgenommen werden sollen. Der BNW befürwortet vor allem die bevorzugte Beschaffung gebrauchter, wiederaufbereiteter und recycelter Produkte und Materialien. Zudem muss die öffentliche Beschaffung Produkte bevorzugen, die sich durch geringe Lebenszykluskosten auszeichnen, um Nachhaltigkeit zu fördern und die Gesamtwirtschaftlichkeit zu optimieren.

Positivliste mit besonderer Eignung für umweltbezogen und soziale nachhaltige Beschaffung

Der Entwurf der AVV umweltbezogen und soziale nachhaltige Beschaffung listet Leistungen mit besonderer Eignung für eine umwelt- und soziale nachhaltige Beschaffung auf. Für diese sieht der Entwurf vor, dass eine Berücksichtigung mindestens eines Nachhaltigkeitskriteriums in der Leistungsbeschreibung oder einer anderen Verfahrensstufe verpflichtend ist. Der BNW begrüßt diese Pflicht-Vorgabe, die Nachhaltigkeitskriterien in der Vergabe noch stärker verankert. Diese Pflicht-Vorgabe für umweltbezogene Beschaffung sollte auch für besonders emissions- und ressourcenintensive Produktgruppen gelten. Der BNW sieht hier unmittelbaren Handlungsbedarf und fordert die Einleitung von Maßnahmen, um die Beschaffung auf erneuerbare Energien, emissionsarme Fahrzeuge und nachhaltige Lebensmittel umzustellen.

Negativliste für klimaschädliche Produkte

Der Entwurf sieht in §120a GWB Abs. 5 Nummer 3 vor, dass die Bundesregierung „allgemeine Verwaltungsvorschriften über Leistungen [erlässt], die nicht beschafft werden dürfen; die Beschaffung solcher Leistungen bleibt hierbei erlaubt, wenn dies aus Gründen des öffentlichen Interesses dringend geboten ist.“ Der BNW begrüßt, dass durch eine Negativliste bestimmte, besonders klimaschädliche Produkte und Dienstleistungen von der Beschaffung ausgeschlossen sind. Die Negativliste muss als Teil der AVV sozial und umweltbezogen nachhaltige Beschaffung direkt auf allen Verwaltungsebenen umgesetzt werden. Sie sollte fortlaufend ergänzt werden. Nicht-kreislauffähige Produkte müssen, wie in der NKWS vorgeschlagen, über die Negativliste ausgeschlossen werden.


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Verständnis von Wirtschaftlichkeit

Noch immer ist der Angebotspreis in der Vergabepraxis oft das einzige Zuschlagskriterium. Soziale und ökologische Folgekosten durch Produktion, Nutzung oder Entsorgung finden aktuell nur in seltenen Fällen Berücksichtigung. Um die Wirtschaftlichkeit eines Produktes oder einer Dienstleistung wirklich umfassend bewerten zu können ist die Berücksichtigung von Lebenszykluskosten und Umweltauswirkungen notwendig. Der BNW fordert klare Vorgaben, mit dem Ziel, den langfristigen Wert von nachhaltigen und kreislauffähigen Produkten gegenüber herkömmlichen Angeboten sichtbar zu machen. Erst wenn Angebotspreise die sozialen und ökologischen Vor- und Nachteile abbilden, kann fairer Wettbewerb stattfinden. Die Regelungen der AVV Klima mit Berücksichtigung eines CO2 Schattenpreis bieten hier schon einen guten Rahmen, müssen aber bundesweit verbindlich sein. Den Prüfauftrag aus dem Entwurf der NKWS, Lebenszykluskosten als Zuschlagskriterium zur Ermittlung des wirtschaftlichsten Angebots zu berücksichtigen unterstützt der BNW. Der Umgang mit Mehrkosten der nachhaltigen öffentlichen Beschaffung muss klar geregelt werden.

Reduzierung der Nachweispflichten und Erhöhung der Grenze für Direktaufträge

Der Entwurf sieht vor, die Hürden für KMU durch vereinfachte Anforderungen und eine reduzierte Nachweispflicht zu senken. Dies begrüßt der BNW grundsätzlich sehr. Auch, dass mittelständische Interessen besonders zu berücksichtigen sind (§97 Abs. 4 GWB) ist zu begrüßen. Die Erhöhung der Grenze der Direktaufträge vor allem mit dem Fokus auf innovative Leistungen von gemeinwohlorientierten Unternehmen schafft Anreize für diese Unternehmen, sich stärker an den Vergabeverfahren zu beteiligen.

Qualifizierung und nachhaltige Beschaffung als Führungsaufgabe

Die nachhaltige Beschaffung muss Teil der Aus- und Weiterbildung von Verwaltungsmitarbeitenden werden. Interne Schulungen und Qualifizierungsmaßnahmen müssen ausgebaut werden. So können umweltbezogene und soziale Nachhaltigkeitskriterien und deren rechtssichere Anwendungsmöglichkeiten im Vergaberecht vermittelt werden. Die Kompetenzstelle Nachhaltige Beschaffung, die Bundesakademie für öffentliche Verwaltung, das Kompetenzzentrum innovative Beschaffung und die Allianz für nachhaltige Beschaffung können stärker als Multiplikatoren genutzt werden. Der BNW fordert zusätzlich, dass die nachhaltige Beschaffung explizit als strategische Führungsaufgabe festgelegt wird. Die politische Verantwortung für eine nachhaltige öffentliche Beschaffung muss von der Leitungsebene der jeweiligen Institution getragen werden. Die Leitungsebene muss verdeutlichen, dass eine prioritäre Berücksichtigung von nachhaltigen Kriterien in der Beschaffung nicht nur gewünscht ist, sondern auch in aller Konsequenz mitgetragen wird. Das gibt den Mitarbeitenden in den Vergabestellen die entsprechenden Leitplanken vor und sichert sie bei konkreten Vergabeentscheidungen ab.

Implementierung eines Beschaffungs-Dashboard und Nachhaltigkeits-Indizes

Die nachhaltige öffentliche Beschaffung muss mit eigenen Zielen und Leistungsindikatoren ausgestattet werden. Diese Ziele können sich an der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie orientieren und für Bund, Länder und Kommunen konkretisiert werden (z.B. Zielwerte/Quoten nachhaltiges Einkaufsvolumen, Abfallreduzierung und CO2-Emissionen). Die Einhaltung der Ziele der nachhaltigen öffentlichen Beschaffung muss konsequent überprüft werden. Dabei sollen zuständige Bundes- und Landesministerien regelmäßig Kernkennzahlen zu nachhaltiger öffentlicher Beschaffung in einem Dashboard veröffentlichen. Die Vergabestatistik des Statistischen Bundesamtes kann bei entsprechender Anpassung als Grundlage genutzt werden. Darüber hinaus sollen der Bundesrechnungshof bzw. die Landesrechnungshöfe als unabhängige Instanzen alle zwei Jahre Fortschrittsberichte zum Status der nachhaltigen öffentlichen Beschaffung erstellen. Wünschenswert wäre die Veröffentlichung eines Index im zweijährlichen Rhythmus, um den Fortschritt bei der nachhaltigen öffentlichen Beschaffung transparent zu machen.

Das Foto zeigt Berufskleidung des Herstellers Kübler Workwear, die beim „Zukunftsform nachhaltige Beschaffung“ am 12. September 2024 in Dortmund gezeigt wurde. Gastgeber der Veranstaltung mit Tagung und Ausstellung war die Stadt Dortmund.


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Veranstaltungskalender

 


 

Michael Freter
GXN 2024 versammelt Führungskräfte der Werbeartikelbranche in Wien

Das Global Executive Network (GXN) ist ein globales Netzwerk von Führungskräften der Werbeartikelbranche und angrenzender Branchen wie Textilveredlung und Druck. Michael Freter (Foto), langjähriger Geschäftsführer von Reed Exhibitions Deutschland (heute RX Deutschland) und ehemaliger Chef der Fachmesse PSI, gründete das Netzwerk 2022. Er folgte damit dem Bedürfnis der Werbeartikelindustrie, sich regelmäßig persönlich zu treffen und Ideen zu aktuellen globalen Themen und Trends auszutauschen. Das nächste GXN-Treffen findet vom 25. bis 27. September 2024 in Wien statt.

Als Netzwerk einflussreicher Führungskräfte diskutiert GXN Fragen zum aktuellen Stand der Wirtschaft, der Branche und möglichen Konsequenzen und Lösungen für die Zukunft. Die Manager kommen aus unterschiedlichen Unternehmen wie Lieferanten, Hersteller, Händler, Organisationen und Verbände. „Das GXN-Netzwerk lebt vom Engagement und der Einsatzbereitschaft jedes einzelnen Mitglieds. GXN ist der Ort, an dem die Werbeartikelbranche lebt und sich miteinander vernetzt“, betont GXN-Geschäftsführer Michael Freter.

Die Erwartungen des GXN-Mitglieder sind laut einer Mitgliederbefragung insbesondere das Netzwerken „auf hohem Niveau“, offene Diskussionen und der Wunsch, voneinander zu lernen. Das Netzwerk ist global aufgestellt, die Mitglieder kommen aus aller Welt. Ein Service des Netzwerks sind regelmäßige und exklusive Marktstudien, die die Grundlage für die Diskussionen der GXN-Treffen bilden, wie Freter erklärt. So gibt es beispielsweise den vierteljährlichen „Promotional Industry Business Climate Index“ (PBCI), ein anonymer Index, der die aktuelle Marktstimmung und die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate aufzeigt.

Jahrestreffen in Wien vom 25. bis 27. September 2024

Nach mehreren GXN-Konferenzen, die in Düsseldorf und Barcelona stattfanden, lädt Michael Freter zum nächsten GXN-Jahrestreffen vom 25. bis 27. September 2024 nach Wien ein. Das Meeting wird von der österreichischen Wirtschaftskammer unterstützt.

Das Programm umfasst Vorträge von mehr als 15 angesehenen Rednerinnen und Rednern sowie thematische Meetings und Keynotes. GXN erwartet über 100 C-Level-Delegierte aus der ganzen Welt.

Infos: info@gxn-net.org

LinkedIn: https://www.linkedin.com/company/global-executive-network/


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Eröffnungsfeier des Texoversum mit einem roten Teppich von Photofabrics
PhotoFabrics wird Teil der größten Textilcommunity in Baden-Württemberg

Das Ludwigsburger Unternehmen PhotoFabrics GmbH ist neues Mitglied bei Südwesttextil und rollte bei der Eröffnung des neuen Texoversum Gebäudes in Reutlingen den Teppich aus. Südwesttextil ist der Wirtschafts- und Arbeitgeberverband der baden-württembergischen Textil- und Bekleidungsindustrie. Die rund 220 Mitglieder profitieren dabei unter anderem von Beratung, Networking in Politik und Wirtschaft, Förderung der Textilforschung und dem Engagement für soziale und ökologische Standards.

Die Vorteile und Services der baden-württembergischen Textilcommunity will zukünftig auch die Ludwigsburger PhotoFabrics GmbH nutzen, die seit Juni 2023 jüngstes Mitglied des Verbands ist. „Das Netzwerk des Verbands ist für uns großartig, zudem kann ich die Angebote wie beispielsweise die Rechtsberatung sowie die Beratung hinsichtlich des Fachkräftemangels im Rahmen unserer Mitgliedschaft kostenfrei nutzen“, freut sich Peter Sapper, Geschäftsführer von Photofabrics. Das Unternehmen ist spezialisiert auf den großformatigen, digitalen Stoff- und Teppichdruck, Bodenbeläge sowie textiles Interior Design.
Die Services von Südwesttextil zeichnen den Verband als Dienstleister aus, der in den Kompetenzfeldern Recht und Betriebspraxis, Kommunikation und Events, Fachkräfte und Märkte, Innovation und Nachhaltigkeit sowie Lobby uns Netzwerk wie eine Versicherung oder eine outgesourcte Stabsstelle fester Bestandteil des Mitgliedunternehmens ist.

Eröffnung des neuen Texoversum in Reutlingen: PhotoFabrics rollt den Teppich aus

Nach langer Bauzeit war es m 10. Juli 2023 endlich soweit: In einem feierlichen Festakt eröffnete die Hochschule Reutlingen das neue Gebäude Texoversum am Rande ihres Campus. Gespendet von Südwesttextil soll es der europaweite Leuchtturm für textile Ausbildung und Innovation werden. Passend dazu glänzt der Bau mit einer erstmalig so umgesetzten transparenten Textilfassade, made in Baden-Württemberg. Als neues Verbandsmitglied rollte PhotoFabrics dabei den auffälligen „roten Teppich“ für die geladenen Gäste aus. (Foto: Südwesttextil)

PhotoFabrics GmbH mit Sitz in Ludwigsburg…

… bedruckt seit über 20 Jahren Textilien und Bodenbeläge für Unternehmen wie Mercedes, VW, AMG, Dior, Louis Vuitton, das KADEWE, aber auch für Innenausstatter, Bühnenbilder für Opernhäuser und Redcarpet-Events. Der Geschäftsführer Peter Sapper bietet mit rund 20 Mitarbeitern Dienstleistungen in den Fachbereichen Stoffdruck, Teppichdruck, Ladenbau, Architektur und visuelle Kommunikation im Großformat. Seit 2009 ist Sapper an dem belgischen Teppichhersteller PXLcarpets beteiligt und bedruckt dort Teppich-Bahnenware mit 2 Metern Breite mit nachhaltigen Verfahren. Technologiepartner ist unter anderem der Farbhersteller Marabu aus Tamm.


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Linda Klopsch vom Texoversum
Geschäftsführerin des neuen Texoversum kommt aus der Luft- und Raumfahrt

Linda Klopsch ist die Geschäftsführerin der in Gründung befindlichen Texoversum Experts & Training Hub gGmbH. Das Unternehmen mit Sitz in Reutlingen ist eine hundertprozentige Tochter des baden-württembergischen Textilverbands Südwesttextil. Zur Kernaufgabe des Texoversums zählt die Weiterentwicklung der Schulungs- und Weiterbildungsangebote der GATEX. Das Zentrum in Bad Säckingen organisierte seit den 80er Jahren unter anderem die überbetriebliche Aus- und Weiterbildung der Textilindustrie. Auch die Akademie für Textilveredlung hatte in Bad Säckingen Angebote gemacht.

Nach ihrem Studium der Textiltechnologie in Reutlingen entwickelte die 35-Jährige Linda Klopsch am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. faserverstärkte Keramiken. Ein High Performance Material, welches vor allem auf Grund seiner hohen Temperaturbeständigkeit in Flugzeug- und Raketentriebwerken eingesetzt wird. Zuletzt leitete Linda Klopsch die Abteilung Keramische Verbundstrukturen. Am Institut für Materials Resource Management der Universität Augsburg übernahm sie darüber hinaus eine Lehrbeauftragung im Bereich textiler Flächenerzeugnisse und deren Herstellung, um ihre Faszination für die Vielfalt dieser Produkte weiterzugeben.
So kommt die Position auf dem Campus ihrer Alma Mater in Reutlingen für die Textilingenieurin wie gerufen, um dies am Texoversum branchen- und bildungsübergreifend weiterzuverfolgen: „Textil ist nicht nur Textil, sondern wird deutlich größer gedacht. Der Öffentlichkeit sind dabei aber oft die Möglichkeiten (technischer) textiler Produkte nicht bewusst.“

Die Texoversum Experts & Training Hub wird neben der überbetrieblichen Aus- und Weiterbildung in der Textilindustrie auch neue Angebote für alle Menschen schaffen, die sich beruflich mit Textil beschäftigen oder interessiert sind. Für die nächsten Jahre ist die Ausrichtung des Unternehmens auch für die neue Geschäftsführerin klar: „Genauso wenig wie Leichtbau oder Bekleidung von Textil zu trennen sind, wird die Texoversum Experts & Trainings Hub gGmbH von einer Aus- und Weiterbildung trennbar sein, die stets am Puls der Zeit ist. Am Texoversum denken wir die Zukunft Textil!“

Sieben Milliarden Euro Umsatz und 24.000 Beschäftigten in Baden-Württemberg

Die Textil- und Bekleidungsindustrie ist Deutschlands zweitgrößte Konsumgüterindustrie und bei technischen Textilien Weltmarktführer. Südwesttextil vertritt die Interessen der Branche in Baden-Württemberg. Der Wirtschafts- und Arbeitgeberverband ist eine Gemeinschaft von rund 220 Unternehmen mit sieben Milliarden Euro Umsatz und 24.000 Beschäftigten in Baden-Württemberg.

Der Verband unterstützt seine Mitglieder als Berater, Netzwerker in Politik und Wirtschaft, Sozialpartner in der Tarifpolitik und Förderer der Textilforschung. Zudem engagiert sich Südwesttextil für soziale und ökologische Standards.


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Portrait von Sebastian Schade
„Wir nehmen nur noch nachhaltige Produkte neu auf“

21.04.2022: Der Freiburger Stickgarnhersteller Madeira krempelt sein Unternehmen um. Zukünftig sollen neue Produkte nur noch nach Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit entwickelt und ins Lieferprogramm aufgenommen werden. Rebekka Rüth, Leiterin Kommunikation + Event sowie Nachhaltigkeit + Projekte beim baden-württembergischen Textilverband Südwesttextil hat im Rahmen des Nachhaltigkeitsprojekts „Textil für Morgen“ den Podcast „Madeira – bunt bestickt, langlebig gedacht“ produziert. Ihr Gesprächspartner Sebastian Schade, Head of Global Marketing bei der Madeira Garnfabrik Rudolf Schmidt KG, spricht darin über Herausforderungen und Entwicklungen beim Thema Nachhaltigkeit. Sein Credo: „Stillstand ist keine Option und wenn sich alles verändert, will ich den Wandel auch aktiv mitgestalten.“

Die drei Fragen von Rebekka Rüth an Sebastian Schade geben einen kurzen Vorgeschmack auf den Podcast.

Rebekka Rüth, Südwesttextil: Nachhaltigkeit: Herausforderung oder Chance für Madeira?

Sebastian Schade, Madeira: Ich sehe Nachhaltigkeit als große Chance für Madeira. Der Trend in diesem Bereich ist inzwischen unumkehrbar geworden. Auch Brands spezifizieren sich immer häufiger mit hohen Anforderungen an die Nachhaltigkeit. Das ist natürlich für uns als kleiner Mittelständler auch eine Herausforderung, doch auf der anderen Seite aus meiner Perspektive gut und richtig. Es ist höchste Zeit für einen konsequenten Richtungswechsel, da sich die Textil- und Bekleidungsindustrie weltweit zu lange um die reine Ergebnismaximierung gekümmert hat. Auch wir haben beim Thema Nachhaltigkeit noch viel zu tun. Doch da brauchen wir uns nicht zu verstecken, denn so geht es sehr vielen. Wir müssen uns an die Aufgaben heranwagen und uns personell und strukturell für die Zukunft aufstellen. Der Umbau der textilen Wertschöpfungskette hin zu umweltschonender und gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreicher Produktion ist eine ebenso große wie richtige Herausforderung. Ich bin überzeugt: Wer früh anfängt, hier seine Hausaufgaben zu machen, hat bald messbare Wettbewerbsvorteile.

Rebekka Rüth: Welche Schritte unternehmen Sie beim Thema Nachhaltigkeit?

Sebastian Schade: Im ersten Schritt schauen wir permanent, wie wir in unserem Produktionsprozess Ressourcen einsparen können, beispielsweise in Form von Gas, Strom und Wasser. Ab 2022 nutzen wir 100 Prozent Ökostrom am Standort Freiburg und versuchen selbst, in erneuerbare Energien wie Solar zu investieren. Wir setzen uns ambitionierte Ziele und wollen bis 2035 aus eigenen Verbesserungen heraus klimaneutral werden. Die nächste Achse ist die Langlebigkeit unserer Produkte. Unser Garn hat den Anspruch länger, zu halten als das Kleidungsstück, auf das es gestickt ist. Wir wollen im Vergleich zu Fast Fashion zu den Lieblingsstücken beitragen, die über viele Jahre getragen werden und auf denen die Stickerei dann immer noch toll aussieht. Der dritte Punkt ist, dass wir formal Ökobilanzen erstellen, unseren Carbon Footprint berechnen und den Anteil nachhaltiger Produkte in den nächsten fünf Jahren auf mindestens 50 Prozent des Gesamtsortiments steigern. Wir nehmen nur noch nachhaltige Produkte neu auf und haben unsere Einkaufskriterien verschärft.

Rebekka Rüth: Welche Entwicklungen gibt es im Bereich der Stickgarne?

Sebastian Schade: Wir können mit Stickgarn nicht die ganze Textilindustrie retten. Doch wir wollen so viel wie möglich dazu beitragen, die Stickindustrie nachhaltiger zu machen. Im Produktbereich haben wir die gewisse Ruhe und Zeit in der Pandemie genutzt, um zwei Entwicklungen voranzutreiben, die wir unter dem Label „Madeira Green“ präsentieren. Mit „Sensa Green“ haben wir das erste Stickgarn aus 100 Prozent Tencel Lyocell entwickelt und sind hier stolz, dass wir innerhalb kürzester Zeit im Herzen Europas eine Garnproduktion aufgebaut haben. Die Faser ist vollständig biologisch abbaubar, recycelbar und damit komplett kreislauffähig. Der Großteil des Marktes wird aber nach wie vor von Polyestergarnen dominiert. Um in diesem Bereich nachhaltiger zu werden, setzen wir in der zweiten Entwicklung auf recyceltes Polyester mit GRS-Zertifizierung. Bei Nachhaltigkeit reden wir letztlich immer in Vergleichen. Recyceltes Polyester ist für uns nachhaltiger als das aus neuem Erdöl gewonnene. Wir wollen so sukzessive in unserem gesamten Produktsortiment so nachhaltig wie möglich werden.

Podcast „Madeira – bunt bestickt, langlebig gedacht“

Sebastian Schade zu Gast im Podcast „Textil für Morgen“ von Südwesttextil. Mehr erfahren Sie unter https://textilfuermorgen.podigee.io/6-madeira

Repost aus der Broschüre „Textil für Morgen by Südwesttextil“, Stuttgart 2021. Wir danken Südwesttextil für die Freigabe des Beitrags.


„Wir nehmen nur noch nachhaltige Produkte neu auf“: Alle News gibt es regelmäßig im Newsletter der Aka-Tex.

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Simone Diebold (links) und Rebekka Rüth
Südwesttextil: Rebekka Rüth folgt auf Simone Diebold

03.03.2022: Die langjährige Leiterin der Abteilung Kommunikation + Event, Simone Diebold (Foto links), hat Ende Februar den baden-württembergischen Textilverband Südwesttextil verlassen und zum Verband grosshandel-bw gewechselt. Ihre Nachfolge übernimmt seit dem 1. März 2022 Rebekka Rüth (Foto rechts), zuvor Referentin Kommunikation + Event und zuständig für das Thema Nachhaltigkeit bei Südwesttextil.

Der Verband Südwesttextil ist Partner der Akademie für Textilveredlung. Im Februar fanden erstmals gemeinsame Stickerei-Seminare an der GATEX, dem Aus- und Weiterbildungszentrum der baden-württembergischen Textil- und Bekleidungsindustrie in Bad Säckingen, statt.


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